Jochen Gust Der Übergang ins Pflegeheim

Viele pflegende Angehörige, die sich häufig jahrelang und bis an die eigene Belastungsgrenze (oder darüber hinaus) um die Versorgung eines Familienmitgliedes mit Demenz gekümmert haben, tun sich schwer mit der Entscheidung für ein Pflegeheim.

Der Übergang des Angehörigen in ein Pflegeheim ist ein bedeutender und oft emotionaler Schritt. Hier sind einige wichtige Punkte, die pflegende Angehörige berücksichtigen sollten, um diesen Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Vorbereitung und Auswahl des Pflegeheims
Beginnen Sie frühzeitig mit der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim. Besuchen Sie verschiedene Einrichtungen und achten Sie auf Ihren Eindruck hinsichtlich der Pflege, der Atmosphäre und der Spezialisierung auf Demenz.

Prüfen Sie, ob das Pflegeheim spezielle Programme und Aktivitäten für Menschen mit Demenz anbietet. Achten Sie darauf, dass es geschultes Personal gibt, das auf die besonderen Bedürfnisse von Demenzpatienten eingehen kann und fragen Sie nach dem Schulungsstand, insbesondere wann zuletzt geschult wurde.

Lage und Erreichbarkeit: Wählen Sie möglichst ein Pflegeheim, das für Familie und Freunde gut erreichbar ist. Regelmäßige Besuche sind wichtig für das Wohlbefinden des Patienten. Nutzen Sie gegebenenfalls auch die Adressdatenbank des Wegweiser Demenz und fragen Sie zum Beispiel bei Alzheimer Gesellschaften oder regionalen Demenznetzwerken nach Empfehlungen.

Machen Sie sich mit den Vertragsbedingungen und den Kosten des Pflegeheims vertraut. Klären Sie finanziellen Fragen im Voraus, auch was den Umzug an sich betrifft. Informieren Sie sich nötigenfalls über zusätzliche finanzielle Unterstützungen und mögliche Zuschüsse. Pflegeberater, Alzheimer Gesellschaften aber auch die Einrichtungen selbst können hierzu in der Regel beraten.

Um- und Einzug
Besprechen Sie mit den Pflegemitarbeitenden, wie die Eingewöhnungsphase gestaltet wird und fragen Sie aktiv nach Erfahrungen, wie der Übergang dort möglichst stressarm für die oder den Betroffenen gestaltet werden kann. Vergessen Sie nicht, der aufnehmenden Station mitzuteilen, wann und wie Sie am besten zu erreichen sind und stellen Sie, falls möglich, bereits im Vorfeld biographische Informationen zur Verfügung beziehungsweise teilen Sie Vorlieben und Abneigungen mit.

Halten Sie regelmäßigen Kontakt zu den Mitarbeitenden der Einrichtung und nehmen Sie an Angehörigentreffen teil. Ein guter Informationsaustausch ist wichtig, um auf Veränderungen und Bedürfnisse des Patienten reagieren zu können.

Bringen Sie persönliche Gegenstände mit, die dem Menschen mit Demenz vertraut sind. Fotos, Lieblingsmöbel, Kuscheldecken et cetera. Falls möglich, stellen Sie das Mobiliar bereits vor dem eigentlichen, endgültigen Einzugstag in das zukünftige Zuhause. Vertraute Gegenstände können helfen, ein Gefühl von Zuhause zu schaffen und die Orientierung zu erleichtern.

Regelmäßige Besuche von Familienmitgliedern und Freunden sind wichtig, um Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln. Achten Sie jedoch auch dabei auf die eigenen, emotionalen und psychischen Grenzen – insbesondere, wenn Besuchssituationen konfliktbehaftet und voller Vorwürfe sind. Bieten Sie emotionale Unterstützung und Verständnis an. Geduld und Einfühlungsvermögen sind in dieser Zeit besonders wichtig. Aber: „übergeben“ Sie Ihren Angehörigen auch tatsächlich etwas den Mitarbeitenden vor Ort mit einem Vertrauensvorschuss, der auch Sie vor dem Zwang täglicher Kontrolle befreit. Unter Umständen kann ein wenig Abstand sehr hilfreich für die Eingewöhnung sein und auf belastete Beziehungen befreiend wirken.
Denken Sie auch an sich selbst. Welche Unterstützung benötigen Sie als pflegender Angehöriger weiterhin und wie können Sie (von nun an) auch für sich selbst wieder besser sorgen?

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