Menschen mit Demenz wollen so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit aufrechterhalten. Hierzu gehören auch die Haushaltsführung und der Einkauf. Häufig bestimmen der Umfang der Hausarbeiten und das Besorgen von Lebensmitteln einen Teil des Alltags. Insbesondere das Einkaufen symbolisiert für viele Menschen Unabhängigkeit und das Fällen von eigenen Entscheidungen. Das zufällige Treffen von Nachbarinnen und Nachbarn sowie Bekannten geht oft mit einem kurzen Plausch einher. Dementsprechend bestehen viele Menschen mit Demenz darauf, ihren Einkauf und das Führen des eigenen Haushalts weiterhin eigenständig zu erledigen. Einerseits möchte und sollte man sie natürlich so lange wie möglich gewähren lassen. Andererseits könnten hierbei Probleme auftreten.
In gewohnter Umgebung einkaufen
Stand: 18.06.2024
Einige Demenzformen beeinträchtigen den Orientierungssinn. Deshalb kann es passieren, dass sich Menschen mit Demenz verlaufen und den Weg nach Hause oder den Ausgang in einem größeren Geschäft nicht mehr finden. Zudem kommt es vor, dass sie die gewünschten Produkte im Laden nicht wiederfinden, wenn diese umgeräumt wurden und nicht mehr an der ihnen bekannten Stelle stehen.
Praxistipps zur Unterstützung:
- Für den Fall, dass sich der Mensch mit Demenz verläuft, sollte ein Notfallkontakt über eine Visitenkarte oder einen Zettel mit der Adresse beispielsweise im Geldbeutel direkt einsehbar und griffbereit platziert werden.
- Machen Sie ihnen das Einkaufen in nahe gelegenen, kleineren und vor allem übersichtlicheren Läden, beim „Eiermann“ oder auf dem Stadtteilmarkt schmackhaft. Größere Geschäfte überfordern viele Betroffene schnell.
- Probieren Sie aus, ob Sie aus dem Einkaufen ein gemeinsames und für den Menschen mit Demenz attraktives Ritual mit „Eventcharakter“ machen können – etwa, indem Sie anschließend stets ein Café ansteuern.
- Beziehen Sie Männer mit Demenz ins Einkaufen mit ein, indem Sie sie bitten, Ihnen beim Schieben des Einkaufswagens sowie beim Tragen der Einkäufe zu helfen.
- Geben Sie Frauen mit Demenz das Gefühl, beim Einkaufen nützlich zu sein, indem Sie sich hausfraulichen Rat bei ihnen einholen und gemeinsam über Produkte und Warenqualitäten „fachsimpeln“.
Lieferdienste / Einkäufe im Internet:
Gerade bei größeren Entfernungen oder eingeschränkter Mobilität kann es sehr praktisch sein, auch einen großen Teil des täglichen Bedarfs über Online-Einkäufe abzudecken.
Achten Sie nach Möglichkeit darauf, die Waren gemeinsam mit dem Menschen mit Demenz auszusuchen. Dabei sollten Sie an bekannten und bevorzugten Marken festhalten. Die Bezahlung wird in der Regel über einen Bezahldienst oder via Lastschrift abgewickelt. Hierfür sollten Sie bei fortgeschrittener Demenz generell eine 2-Faktoren-Freigabe (2-Faktoren-Authentifizierung) einrichten, um versehentliche oder übertriebene (Fehl-)Käufe zu vermeiden. Auch eine übermäßige Bestellhäufigkeit lässt sich damit verhindern.
Bedenken Sie allerdings, dass Betroffenen durch die Online-Einkäufe das eigentliche Einkaufserlebnis verloren geht und wägen Sie eine Nutzung sorgfältig ab.
Eine Einkaufsliste schreiben
Stand: 18.06.2024
Auch die Merkfähigkeit kann bei Menschen mit Demenz eingeschränkt werden. Daher kann es passieren, dass sie bereits bei der Ankunft im Laden vergessen haben, was sie eigentlich einkaufen wollten. Aus Verlegenheit bringen sie dann häufig dieselben Produkte wie etwa ein Päckchen Butter oder Kaffee mit nach Hause.
Praxistipps zur Unterstützung:
- Helfen Sie Menschen mit Demenz, indem Sie die benötigten Produkte aufschreiben und gemeinsam einen Einkaufszettel erstellen. Hierbei empfiehlt es sich, die Einkaufsliste möglichst genau zu formulieren, beispielsweise „1 Pfund Rindergehacktes“ anstelle von „Fleisch“.
- Zusätzlich kann es hilfreich sein, die benötigten Produkte aus dem Werbeprospekt auszuschneiden und dem Einkaufszettel hinzuzufügen. Dadurch visualisieren Sie den Einkaufszettel und bieten eine zusätzliche Gedächtnisstütze.
- Einige unternehmungslustige Menschen mit Demenz verspüren jeden Tag den Drang, einkaufen zu gehen. Steuern Sie dieses Bedürfnis, wenn möglich unauffällig, indem Sie sie bitten, Ihnen eine Kleinigkeit zu besorgen, die Sie vermeintlich vergessen haben.
- Bieten Sie Menschen mit Demenz versuchsweise Begleitung und Beratung beim Kauf von Kleidungsstücken an.
- Sollte der Mensch mit Demenz mehrfach innerhalb kurzer Zeit dieselben Artikel gekauft haben, können Sie sich gegebenenfalls im Geschäft erkundigen, ob eine gewisse Kulanz besteht und Sie diese Artikel notfalls zurückgeben oder umtauschen können.
Den Einkauf bezahlen
Stand: 18.06.2024
Auch das Verständnis von Zahlen kann bei Menschen mit Demenz verloren gehen. So wundern sich zum Beispiel viele von ihnen nicht, wenn ihnen an der Kasse ein zu geringes, falsches Wechselgeld ausgezahlt wird.
Praxistipps zur Unterstützung:
- Wenn der Mensch mit Demenz zunehmend schlechter mit Geld umgehen kann und scheinbar regelmäßig größere Summen verschwinden, sollten Sie unbedingt Rücksprache mit ihrer Bank halten. Es besteht in einem solchen Fall die Möglichkeit, die Summe zu begrenzen, die die Person von ihrem Konto abhebt. Hier ist eine Vorsorgevollmacht, welche auch die finanziellen Aspekte umfasst, äußerst sinnvoll. Weitere Informationen zur Vorsorgevollmacht finden Sie hier.
- Viele Menschen mit fortgeschrittener Demenz treibt die Angst um, zu verarmen. Sorgen Sie dafür, dass sie möglichst viel Münzgeld im Geldbeutel haben, denn dessen Gewicht kann Beruhigung hervorrufen. Da viele Scheine ihnen oft wertvoller erscheinen als ein einziger, sollten 50 Euro im Idealfall als zehn fünf Euro Scheine oder fünf zehn Euro Scheine ausgezahlt werden.
Darüber hinaus können Menschen mit Demenz auch einfache Verhaltensregeln vergessen. Dies zeigt sich beispielsweise dann, wenn Sie ihre ausgewählten Produkte nicht bezahlen, sondern mit der Ware an der Kasse vorbei zum Ausgang gehen.
Praxistipps zur Unterstützung:
- Wenn Sie wissen, in welchen Geschäften die Person häufig einkauft, ist es sinnvoll, den Mitarbeitenden von der Erkrankung zu berichten: Oftmals wird sehr viel verständnisvoller auf abweichendes Verhalten reagiert, wenn die Gründe bekannt sind.
- Bitten Sie die Mitarbeitenden darum, Sie selber und nicht die Polizei zu kontaktieren, wenn der Mensch mit Demenz die Ware nicht bezahlt hat.
- Bieten Sie in diesem Zusammenhang natürlich auch an, „Geklautes“ nachträglich zu bezahlen.
An dieser Stelle finden Sie Informationen für die Mitarbeitenden im Handel im Umgang mit Menschen mit Demenz.
Ordnung und Sauberkeit
Stand: 18.06.2024
Früher oder später kann sich bei Menschen mit Demenz das Verhältnis zu Ordnung und Sauberkeit verändern: Die Wohnung kann zunehmend chaotisch und verwahrlost wirken.
Der Grund dafür ist, dass mit dem Fortschreiten einer Demenz viele Personen beispielsweise vergessen, welche Hilfsmittel man zum Hausputz benötigt und wie man Geräte wie Staubsauger oder Waschmaschine bedient. Zusätzlich erschwert ihnen die Demenz alte Ordnungssysteme aufrecht zu erhalten (Wo bewahre ich meine Brille auf? Was ist der angestammte Platz für mein Geschirr?). Es kann vorkommen, dass Menschen mit Demenz beispielsweise alles, was lange halten oder frisch bleiben soll, in den Kühlschrank legen – selbst Geld, neue Schuhe oder Zahnprothesen. Manche Personen können zudem immer schlechter den Wert und die Bedeutung von Gegenständen beurteilen: Die einen heben alles auf, weil man es vielleicht noch einmal brauchen könnte, auch Müll und alte Werbung. Die anderen werfen Fotoalben oder Versicherungspolicen weg.
Auch, wenn es für die meisten Angehörigen zuerst sehr ungewohnt ist, ihre früher so ordnungsliebende Mutter oder den in gesunden Jahren gut organisierten Vater so verändert zu sehen: Es ist wichtig, tolerant zu reagieren und sie nicht mit den eigenen Vorstellungen von angemessener Sauberkeit und Ordnung zu konfrontieren. Das gilt vor allem dann, wenn die Betroffenen mit ihrer eigenen, neu geschaffenen „Ordnung“ zufrieden wirken. Wenn für Menschen mit Demenz einzelne Tätigkeiten wie etwa das Bedienen der Spülmaschine zu komplex werden, ist es anfangs teils noch möglich, sie Schritt für Schritt zur Nutzung des Geräts anzuleiten. Sie können aber auch anstelle dessen das gemeinsame Spülen mit der Hand reaktivieren und mit Geselligkeit oder dem Training der Feinmotorik begründen.
Achtung: Versuchen Sie nicht, Menschen mit Demenz altgewohnte und noch beherrschte Haushaltsroutinen abzugewöhnen, weil es anders schneller oder effizienter ginge. Lassen Sie sie beispielsweise die Küche fegen und beharren Sie nicht darauf, dass die Nutzung des Staubsaugers Zeit sparen würde. Was zählt, ist nicht das Ergebnis, sondern das Wohlbefinden der Betroffenen.
Es wird empfohlen, lediglich dann einzugreifen, wenn Gefahr für die eigene oder die Gesundheit von Dritten bedroht ist. Wenn ein Pullover mit Essensrückständen leicht verdreckt ist, stellt das für die betroffene Person keine Gesundheitsgefahr dar. Wenn der Wunsch besteht, diese Kleidung nicht zu wechseln, sollte dieses wahrgenommen und akzeptiert werden. Wenn aber verschmutzte Unterwäsche versteckt statt gewaschen wird oder Brot mit Schimmel überzogen ist, muss eingegriffen werden.
Manchmal muss aus Sicherheitsgründen der Haushalt umsortiert werden. Hierbei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass nicht der ganze Haushalt von heute auf morgen umsortiert wird, sondern Veränderungen schleichend erfolgen. Dabei sollten die größten Gefahrenquellen zuerst beseitigt und zunächst nur Unterstützung für das Schaffen von Ordnung angeboten werden. Es gilt, den Menschen mit Demenz so lange und so weit wie möglich in notwendige Veränderungen miteinzubeziehen.
In der Regel können sich viele Menschen eher von Dingen trennen, wenn sie nicht weggeworfen werden, sondern jemandem wie beispielsweise dem Enkel oder der Kirchengemeinde zugutekommen.
Teilweise ist der Widerstand gegen jegliche Hilfe im Haushalt sehr groß. In diesem Fall sollten Sie, um unnötige Konflikte zu vermeiden, nur dann selber putzen oder „nacharbeiten“, wenn der oder die Betroffene aus dem Haus oder anderweitig beschäftigt ist.