Biografiearbeit ist ein wichtiger Teil der Pflege von Menschen mit Demenz. Sie bietet Zugangswege zu den Betroffenen, stärkt die Identität und trägt zum Verständnis für Handlungen und Verhalten bei. So können Konflikte entschärft, aber auch Momente der Freude geschaffen und an einstmals gewohnte Tätigkeiten angeknüpft werden. In der konkreten Arbeit werden Erkenntnisse aus der Biographie auch häufig in der Aktivierung und Betreuung eingesetzt.
Menschen mit Demenz zu verstehen trägt entscheidend dazu bei, sie angemessen zu versorgen. Professionelle Pflege und Betreuung teilt die biographischen Erkenntnisse in unterschiedliche Bereiche ein. Manche in Weltliche, religiöse und persönliche Biographiearbeit, andere in Kollektiv- und Individualbiographie. Daneben gibt es noch speziellere Formen um bestimmten Problemen zu begegnen: zum Beispiel sogenannte Ess- oder Ernährungsbiografien.
Das Erfassen von biographischen Informationen gehört in Pflege und Betreuung dazu. Vielfach verwenden Pflege- und Betreuungskräfte einige Zeit darauf, eine stimmige, häufig zeitlich linear – von der Kindheit zum Alter – Biographie zu erheben. Da Menschen mit Demenz in späteren Stadien häufig keine ausreichenden Angaben mehr machen können, erhalten An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz in vielen Einrichtungen sogenannte Biographiebögen zum Ausfüllen oder werden gebeten, diese gemeinsam mit den Betroffenen zu bearbeiten.
In jedem Fall gilt jedoch, dass einerseits die Informationen dem Datenschutz unterliegen, andererseits schon bei der Erhebung mit großer Sorgfalt und Sensibilität vorgegangen muss. Nicht alle Erlebnisse, nicht alles was prägend für einen Menschen war oder ist, ist mit positiven Gefühlen verbunden die es gilt, im Alter beziehungsweise im Rahmen der Biographiearbeit wieder zu erwecken und zu bearbeiten. Schlimmstenfalls können traumatische Erlebnisse „reaktiviert“ werden und die Reaktionen sich als herausforderndes Verhalten im Rahmen der Demenz zeigen. Gerade nahestehende Personen von Betroffenen sollten daher Hinweise an Pflege und Betreuung geben, wenn es sensible Themen gibt die besser ausgespart werden sollten.
Kirstin Schütz, Gesundheitswissenschaftlerin und Historikerin plädiert deshalb für einen unbedingt sensiblen Umgang mit den Erinnerungen Betroffener – hier kommt sie zu Wort.