Wenn wir altern, altern unsere Augen selbstverständlich mit. Neben speziellen Erkrankungen des Auges gehört die Alterssichtigkeit (fachlich Presbyopie) zum normalen Alterungsprozess. Nicht selten bemerken Menschen die nachlassende Fähigkeit der Augen verschiedene Distanzen scharf zu stellen schon mit Mitte 40, bei anderen machen sich die Probleme deutlich später bemerkbar. Die Lesebrille wird fällig.
Nicht gut sehen zu können beeinträchtigt uns – egal ob wir ein Buch lesen möchten, ein Gesellschaftsspiel spielen, am Tablet oder Computer sitzen oder TV schauen, kurz: Selbständigkeit und Teilhabe können durch schlechtes Sehen beeinträchtigt werden. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Demenz. Studien belegen, dass ältere Menschen mit eingeschränkter Sehkraft ein doppelt so hohes Risiko für Stürze und Gebrechlichkeit haben wie ältere Menschen mit voll funktionsfähiger Sehkraft.
Besonders tückisch ist, dass Menschen mit Demenz häufig nicht von Beeinträchtigungen berichten können, da die Wahrnehmung beeinträchtigt wird und die Fähigkeit sich verbal zu äußern zurückgeht. Das kann beispielsweise dazu führen, dass sich Betroffene sehr zurückziehen, an Betreuungs- und Beschäftigungsangeboten nicht teilnehmen möchten.
Eine Empfehlung lautet, dass ältere Menschen einmal jährlich zum Augenarzt gehen sollten, um die Sehkraft zu überprüfen. Brillen müssen überprüft werden, ob sie ihren Zweck noch erfüllen oder angepasst werden müssen. Ein Arztbesuch mit einem Menschen mit Demenz kann schwierig sein. Es kann daher wichtig sein, die Arztpraxis vor dem Termin darauf hinzuweisen, dass Wartezeiten für den Betroffenen schwierig auszuhalten sind und für die Untersuchung gegebenenfalls mehr Zeit eingeplant werden muss.
Außerhalb der geplanten Routine sorgen Sie für eine Überprüfung der Sehkraft, wenn Ihnen auffällt, dass Ihr Angehöriger
• sich vermehrt stößt oder an Ecken und Kanten hängen bleibt.
• Schatten, Spiegelungen oder Muster auf dem Boden übersteigt oder ausweicht als wären sie reale Hindernisse.
• Unsicherheiten oder Ängstlichkeit an Schwellen, Treppen oder Absätzen zeigt.
• stürzt und sich die Stürze nicht schlüssig erklären lassen.
• öfter danebengreift, wenn er versucht nach Besteck, Tassen oder anderen Gegenständen zu greifen.
• (vermehrt) den Tastsinn nutzt, um sich zurechtzufinden und fortzubewegen.
• Beschäftigungs- und Unterhaltungsformen (neuerdings) ablehnt, die gutes Sehen erfordern.
Neben der Überprüfung der Sehkraft und der Anpassung von Sehhilfen hilft eine gute Ausleuchtung, die Beseitigung von Stolperfallen (zum Beispiel Teppichkanten) und die Schaffung starker Kontraste (zum Beispiel Neonstreifen an Treppenabsätzen), um die Sicherheit Zuhause zu erhöhen. Weitere Informationen finden Sie hier im Wegweiser unter dem Stichpunkt „Wohnen“.