Yvonne Kotschik Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bei einer Demenz

Bei einer Demenz handelt es sich um ein komplexes Syndrom, bei dem die kognitiven Fähigkeiten einer Person beeinträchtigt sind. Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung einer Demenz eingesetzt werden können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Medikamente die Krankheit nicht heilen können. Sie dienen dazu, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und damit positiv ins Krankheitsgeschehen einzugreifen.

Antidementiva
Antidementiva sind Medikamente, welche die Gedächtnisleistungen, die Lernfähigkeit, die Auffassungsgabe und weitere Hirnfunktionen positiv beeinflussen.

Bei den Antidementiva gibt es unterschiedliche Wirkgruppen. Die erste Wirkgruppe wird als Acetylcholinesterase-Hemmer bezeichnet. Diese hemmen den, bei einer Demenz, knappen Botenstoff Acetylcholin, welcher eine wichtige Rolle für das Lernen und Erinnern spielt. Mithilfe dieser Wirkstoffgruppe bleibt der Botenstoff länger im Gehirn erhalten.
Derzeit existieren drei verschiedene Wirkstoffe:
•    Donepezil (ein Medikamentenname ist zum Beispiel Aricept®)
•    Rivastigmin (ein Medikamentenname ist zum Beispiel Exelon®)
•    Galantamin (ein Medikamentenname ist zum Beispiel Reminyl®)

Die Wirksamkeit von Donepezil konnte durch mehrere internationale Studien bestätigt werden, insbesondere bei einer leichten bis moderaten Alzheimer-Krankheit. Sie zeigten eine Wirksamkeit bei der Verrichtung der Alltagsaktivitäten und eine Besserung der kognitiven Leistungsfähigkeit.

Auch für Rivastigmin konnte in diversen Studien ein positiver Effekt in Bezug auf die geistige Leistungsfähigkeit und die Aktivitäten des täglichen Lebens nachgewiesen werden. Neben der Alzheimer-Krankheit wird dieses Medikament auch bei der Lewy-Körper-Demenz und bei Demenz im Rahmen der Parkinson-Krankheit eingesetzt.

Das aus Schneeglöckchen gewonnene Alkaloid Galantamin wirkt sich positiv auf die Acetylcholinesterase aus. Es wurde in mehreren wissenschaftlichen Studien hinsichtlich der Wirksamkeit in Bezug auf die Kognition (geistige Wahrnehmung), das Verhalten und die Aktivitäten des täglichen Lebens überprüft. Es wird bei der leichten bis mittelgradigen Alzheimer-Krankheit eingesetzt.

Die Auswahl des Acetylcholinesterase-Hemmers sollte sich in erster Linie an den jeweiligen Neben- und Wechselwirkungen orientieren, da keine Hinweise für klinisch relevante Unterschiede in der Wirksamkeit der verfügbaren Substanzen vorliegen. Es sollte immer die höchste zugelassene Dosis angestrebt werden.
 

In der Tabelle sind die zugelassenen Acetylcholinersterasehemmer zur Behandlung einer Alzheimer-Krankheit erkennbar.

Quelle: S3-Leitlinien Demenzen

Eine weitere Wirkstoffgruppe ist das Memantin (Medikamentennamen sind zum Beispiel Ebixa® oder Axura®). Der Botenstoff Glutamat ist in normalen Mengen unersetzlich für funktionierende Gehirnprozesse, aber in größeren Mengen wirkt er als Zellgift. Bei einer Demenz wird durch gestörte Gehirnprozesse verstärkt Glutamat freigesetzt; dadurch kommt es zum Zellsterben. Memantin kann bei der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Krankheit diesen schädigenden Prozess verhindern und somit die Nervenzellen schützen.

Antidepressiva und Neuroleptika
Eine Demenz kann mit einer depressiven Symptomatik einhergehen. Die Betroffenen sind antriebslos, traurig und verzweifelt. Dieses Symptombild kann durch einen Serotoninmangel im Gehirn hervorgerufen werden.

Der Botenstoff Serotonin ist für die Stimmung und den Antrieb verantwortlich. Bei Menschen mit Demenz eignen sich die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (kurz: SSRI). Dazu gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin. Diese Medikamente haben nur Einfluss auf den Botenstoff Serotonin und greifen nicht in andere Botenstoffsysteme im Gehirn ein.

Neben einer depressiven Symptomatik kann es bei einer Demenz zu psychischen Veränderungen und Verhaltensauffälligkeiten, wie Wahn, Halluzinationen oder Unruhezuständen kommen. Diese können mit Neuroleptika behandelt werden, welche einer ärztlichen Prüfung und Anordnung bedürfen. Entsprechende Wirkstoffe sind zum Beispiel Risperidon, Melperon und Pipamperon. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit dieser Medikamente von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Es können Nebenwirkungen auftreten, welche mit der behandelnden Ärztin beziehungsweise dem behandelnden Arzt besprochen werden sollten.

Eine ganzheitliche Behandlung von Demenz umfasst ebenfalls nicht-medikamentöse Behandlungen zur Verbesserung der Alltagsfunktionen, wie beispielsweise Gedächtnistraining, Erinnerungsarbeit, körperliches Training und eine gesunde Lebensweise.

Quellen:
S3-Leitlinien Demenzen (2023). Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. & Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (Hrsg.), Version 4.0, abgerufen von h[ps://dnvp9c1uo2095.cloudfront.net/cms-content/S3-
Leitlinie_Demenzen_Langversion_2023_11_28_Final_1701248604534.pdf
(PDF)
Alzheimer und andere Demenzen (2020). Prof. Dr. Sabine Engel
Demenzen (2017). Claus-Werner Wallesch & Hans Förstl (Hrsg.)


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