Immer wieder berichten Angehörige, dass ihr Angehöriger mit Demenz Pflaster oder Verbände entfernt. Wiederholte Belehrungen, dass diese unangetastet bleiben sollen, helfen nicht. Schlimmstenfalls entstehen Konflikte, weil Angehörige die Notwendigkeit der Wundabdeckung sehen und helfen wollen, dem Menschen mit Demenz jedoch die Einsicht fehlt.
Gründe für das Verhalten, immer wieder Pflaster oder Verbände selbst zu entfernen, kann es mehrere geben. Manchmal kann nur spekuliert werden, wenn Betroffene sich nicht dazu äußern können oder keine Erinnerung an ihre eigene Handlung haben. Eine „Strafpredigt“ hilft also nicht weiter, weil Betroffene im fortgeschrittenen Stadium keine Konsequenz ableiten können.
Wichtig wäre zu klären, ob der Erkrankte Schmerzen leidet – und daher an der Stelle verständlicherweise manipuliert, von der dieser Schmerz ausgeht. Auch kennen wir alle das „Jucken“, wenn eine Wunde heilt. Vereinfacht gesagt, kommunizieren Zellen im Rahmen der Wundheilung miteinander. Dadurch werden Rezeptoren in der Haut gereizt, was unser Gehirn als Juckreiz identifiziert. Und dann möchte man sich eben kratzen... Manche Menschen müssen viel Willenskraft aufbringen, die Wunde dennoch in Ruhe zu lassen. Manchmal klappt das auch nicht.
Möglicherweise identifiziert der Erkrankte das Pflaster oder den Verbund auch schlicht als Fremdkörper. Es ist keine Erinnerung an eine Wunde vorhanden oder an die Wundversorgung – also möchten Sie den Fremdkörper entfernen.
Meist wird eine dieser Lösungen ausprobiert:
- Wenn möglich wird das Pflaster / der Verband durch Kleidung verdeckt, um ihn zumindest aus dem Blickfeld zu nehmen.
- Es wird versetzt vom Wundort ein weiteres Pflaster oder ein kleiner Verband aufgebracht, möglichst mit einem auffälligen Merkmal (Farbe/Muster). Dies kann immer wieder vom Erkrankten manipuliert oder auch ganz entfernt werden. Auch hier muss in der Regel der Aufwand betrieben werden, es zügig erneut anzubringen – aber die Wunde gewinnt dadurch Ruhe.
Führt das nicht weiter, sollten pflegende und betreuende Angehörige sich vertrauensvoll an eine Pflegefachfrau/mann oder den behandelnden Arzt wenden, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Hier kann, falls die Situation sehr druckvoll ist, auch gemeinsam entschieden werden, ob das Verhalten trotz eventueller Risiken nicht hingenommen werden kann oder ob zum Beispiel alternative Wundauflagen in Frage kommen, die der Erkrankte vielleicht besser toleriert.
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