Pflegende und betreuende Angehörige stehen im Alltag häufig unter großem Druck. Von körpernahen Pflegemaßnahmen bis organisatorische Aufgaben und vielen Dingen die der Alltag erfordert, werden Zeit und Energie aufgefressen.
Unterstützung holen und gewähren lassen
Es gibt unterschiedliche Formen der möglichen Unterstützung – von Tagespflege bis zu niedrigschwelligen Betreuungsangeboten. Nicht immer lässt sich eine optimale Entlastung dadurch gewährleisten. Angehörige berichten teilweise über eine weitere „Druckform“: den Wunsch und den Anspruch ihrem erkrankten Familienmitglied möglichst viel Abwechslung in der Beschäftigung und Betreuung bieten zu wollen, über bestehende Entlastungsangebote hinaus.
Menschen mit Demenz sollten weder unter- noch überfordert werden. Gerade bei fortgeschrittener Erkrankung suchen sie sich manchmal Tätigkeiten, die sie wieder und wieder wiederholen. Täglich, über Stunden wird vielleicht eine Kommode geputzt, eigentlich (sauberes) Geschirr in die Spülmaschine und wieder heraus geräumt, stundenlang dieselbe Zeitschrift durchgeblättert oder Schnürsenkel aus Schuhen gezogen und wieder eingefädelt. Solche Tätigkeiten können Dritten sinnlos und monoton vorkommen. Häufig fühlen sich Angehörige dann geradezu genötigt, die Tätigkeit auf etwas „sinnvolles“ zu lenken. Das bedingt dann aber meist, dass die Betroffenen während der neuen Aufgabe kontinuierlich begleitet und angeleitet werden müssen.
Machen lassen – im eigenen Interesse
Ist die von Betroffenen gewählte Tätigkeit gefahrlos, empfiehlt es sich jedoch, die dadurch entstehenden Zeitfenster sinnvoll für sich selbst beziehungsweise andere Dinge zu nutzen statt sich ständig genötigt zu fühlen, etwas „Besseres“ zu bieten. Einerseits ist die selbstgewählte Beschäftigung für die Betroffenen nicht sinnlos, nur weil für Außenstehende kein Sinn erkennbar ist. Andererseits ist die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz eine so intensive Herausforderung, dass sie nicht dadurch vergrößert werden sollte, ständig Abwechslung und Anleitung bieten zu wollen. Zu bedenken ist, dass dies für den Großteil unseres Lebens Normalität ist: niemand ist ständig um uns herum, um uns zu „entertainen“, unser Tun zu lenken oder uns davon abzuhalten, uns intensiv mit einer Sache zu beschäftigen. Häufig bietet die gutgemeinten Unterbrechungen auch einiges Konfliktpotential, dass zumeist vermieden werden könnte. Außerdem: neben dem Anspruch darauf, gefördert und auch gefordert zu werden, sollten wir uns immer wieder daran erinnern: es gibt auch ein Recht darauf, in Ruhe gelassen zu werden oder einer Tätigkeit in Ruhe nachzugehen, sofern sie niemandem schadet.